DGH Mendorf
DGH Mendorf
Verein zur Förderung der Dorfgemeinschaft Mendorf e.V.
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Johann Simon Mayr,

der Namensgeber unseres Dorfgemeinschaftshauses, wurde 1763 in Mendorf geboren.

Er wurde am 14. Juni in der Kirche St. Leodegar in Mendorf getauft. Von seinem Vater, der Lehrer und Organist ist, erhält Simon die ersten musikalischen Unterweisungen. Schon früh musiziert er am häuslichen Cembalo, am Clavicord und an der Mendorfer König-Orgel und singt als Chorknabe einfache poliphonische Kirchenwerke.

Mit sechs Jahren kommt er ins Kloster Weltenburg an der Donau , wo er eine dreijährige Ausbildung absolviert. Er bringt seine Umgebung ins Staunen, indem er in virtuoser Manier Klavierwerke von Johann Schobert und Carl Philipp Emanuel Bach, dem Sohn des berühmten Johann Sebastian, spielt. In der Klosterschule werden nicht nur Lesen, Schreiben und Rechnen gelehrt, die Musik besitzt als Schulfach hervorragende Bedeutung.  

1773 sendet ihn sein Vater ins von Jesuiten geleitete Gymnasium nach Ingolstadt, wo er einen Freiplatz belegt. 1777 immatrikuliert er sich an der Bayerischen Landesuniversität. Dort erlebt Mayr die heftigen, philosophisch und religiös vielschichtigen Auseinandersetzungen unter den radikal aufklärerisch gesinnten Reformern jener Zeit. Die Umgebung vermittelt   Mayr ein weites, Naturwissenschaften wie Metaphysik umgreifendes Weltbild und einen neuen Geist schlichter Frömmigkeit und wahrer Empfindung. In Ingolstadt betätigt sich Mayr künstlerisch vornehmlich als Organist, die Kirchenmusik steht im Mittelpunkt.

1776 gründet der Ingolstädter Professor Adam Weishaupt den Geheimbund der Illuminaten, der aber 1785 verboten wird. In diesem Bund ist Freiherr Thomas de Bassus eng verwickelt. Der Adlige ist der erste Förderer von Mayr. Als er in die Schweiz fliehen muss, nimmt er den jungen Mann mit. In Poschiavo ist Mayr Musiklehrer des Sohnes von Bassus und er arbeitet auch in der dortigen Druckerei, in der Werke der Aufklärer veröffentlicht werden.

Der erste Aufenthalt Mayrs in Bergamo datiert zwischen 1788 und 1789, als er mit Carlo Lenzi, Kapellmeister in Santa Maria Maggiore, in Kontakt kommt.

Aber der Wendepunkt in der musikalischen Karriere von Mayr ist die Begegnung mit dem Grafen und Kanoniker Vincenzo Pesenti, einem großen Musikliebhaber. Mayr komponiert für den Adligen   Kirchenmusik, die in der Kapelle auf seinem großen Landgut in Sombreno, wenige Kilometer von Bergamo entfernt, aufgeführt wird. Der Kanoniker Pesenti erkennt und schätzt das außergewöhnliche musikalische Talent des jungen Bayern und er „ stattete seinen Protegè mit Geld, Empfehlungen und allem Nötigen aus...und sandte ihn nach Venedig , damit er dort bei dem berühmten Ferdinando Bertoni, dem damaligen Kapellmeister von San Marco, studieren konnte „. So berichtet Girolamo Calvi, Mayrs wichtigster Biograph und Zeitgenosse.

Um das Jahr 1789 begegnet Mayr dem faszinierenden Milieu Venedigs. Die jahrhundertealte, aus dem Panorama Italiens herausragende musikalische Tradition der Lagunenstadt ist noch lebendig. Dabei haben drei Gattungen immer wieder eine große Rolle gespielt: vorwiegend für die Markusbasilika komponierte Kirchenmusik, Opernmusik, die für namhafte italienische und europäische Theater geschrieben wurde, und Musik zum Unterricht.

Als Schüler des Kapellmeisters von San Marco und Opernkomponisten Ferdinando Bertoni (1725-1813 ) beschäftigt sich Mayr mit allen drei Musikgattungen. Er schreibt ernste Opern für das gerade etablierte Theater La Fenice, wie auch unterhaltsame Farcen für die kleineren venezianischen Theater bei San Benedetto, San Samuele, Sant’ Angelo, San Luca.

Seine ersten vier Oratorien verfasst Mayr für die Musikschule „Ospedale dei Mendicanti“, wo er zum Musiklehrer ernannt wird.

Das Oratorium „ Sisara „(1793 )verbreitet rasch den Ruf des Komponisten. Es wird zwei Jahre später auch im Münchner Hoftheater aufgeführt.

Mayrs Opern „Lodoiska“ und „Ginevra di Scozia“ ( letztere wird für die Eröffnung des Teatro Nuovo in Triest komponiert ) sind große Erfolge und verhelfen dem Musiker zu vielen bedeutsamen Kontakten mit den renommiertesten Theaterintendanten und Sängern seiner Zeit, die darum wetteifern, in seinen Opern aufzutreten: unter ihnen die berühmten Bianca Sacchetti, Angela Catalani, Giuditta Pasta, Giovanni Rubini, Luigi Labiche, Nicola Tacchinardi.

Mayr schließt eine lebenslange Freundschaft mit dem vortrefflichen Violinspieler und Komponisten Antonio Capuzzi, mit dem begabten Gesanglehrer und Komponisten Francesco Salari und mit dem hochgebildeten Dirigenten Antonio Gonzales, die alle ihren Beitrag zu der von Mayr in Bergamo gegründeten Musikschule, den sogenannten „Lezioni Caritatevoli di Musica“ leisten werden.  

1796 heiratet Mayr Angela Venturali, eine seiner Schülerinnen und Tochter einer venezianischen Kaufmannsfamilie, aber seine geliebte Frau stirbt nach erst einem Jahr bei der Geburt eines Sohnes, Giuseppe, der ebenfalls nicht überlebt.

1803, sieben Jahre später, heiratet Mayr erneut: die Braut ist Lucrezia Venturali, die jüngere Schwester seiner ersten Frau. 1812 schenkt sie ihm eine Tochter, Maria Elisabetta („Marietta“). Dies ist sein einziges Kind , das später zu seiner großen Freude eine Enkelin, Adele, gebären wird.  

Am 7. Mai 1802 wird Mayr zum Kapellmeister der Basilika Santa Maria Maggiore in Bergamo ernannt, wo er am 17. Juni mit der Messe und Vesper zum Fronleichnamsfest öffentlich debütiert. Es folgt im Jahr 1805 die Oper „L’ amor coniugale“ im Teatro Nuovo in Padua.

1806 gründet Mayr die “ Lezioni Caritatevoli di Musica”, in seinen Worten: “ Eine kleine Musikschule, und zwar: Praktischer Gesang- und Instrumentalunterricht, einige Theoriestunden (…) für zwölf arme Jungen aus dem Bezirk“. Ein wohltätiges Vorhaben, das Mayr mit modernen, pädagogischen Methoden durchführt. Einer seiner ersten Schüler ist der zukünftige Opernkomponist Gaetano Donizetti.

1809 führen Mayrs Schüler in Bergamo das Oratorium „ Die Schöpfung“ von F.J. Haydn zum ersten Mal in Italien auf.

Den Höhepunkt seiner Karriere als Komponist erreicht Mayr 1813 mit den zwei Erfolgsopern „La rosa bianca e la rosa rossa“ und „Medea in Corinto“.

Zu den Begräbnisfeierlichkeiten seines Kollegen Antonio Capuzzi komponiert er 1818 eigens ein Requiem und eine Kantate, und er schreibt über ihn biographische Aufzeichnungen.

In den folgenden Jahren entstehen die Oratorien „ Samuele“, „ S. Luigi Gonzaga“ für Bergamo und „Atalia“ für das Teatro San Carlo in Neapel.

1823 wird Mayr zum Präsidenten des “ Ateneo” in Bergamo ernannt und er gründet das Orchester „ Unione Filarmonica“.

1834: Der Komponist gründet die „ Società dei Filarmonici“, die Musik zum Fest der Heiligen Cäcilie spielt.

Anlässlich von Mayrs 78. Geburtstag im Jahre 1841 veranstalten seine Mitbürger eine große Feier. Die „ Unione Filarmonica“ lässt zwei Münzen prägen. Aus Paris sendet Donizetti eine Kantate als liebevolles Geschenk: „ Dalla Francia un saluto ti invia“.

In den letzten Lebensjahren verschlechtert sich der Gesundheitszustand des Maestro, ab 1832 nimmt ein schweres Augenleiden zu, das ihn nach und nach des Augenlichts beraubt. Fast erblindet muß er für seine letzten Kompositionen großformatiges Papier verwenden.

Er beschließt, der Stadtbibliothek seine Methoden, Traktate und auch Monographien zur Musik zu schenken, damit “sie auch die Lehrer am Musikgymnasium im Unterricht für ihre Schüler nutzen konnten“ ( Calvi ).

Am 2. April 1844 stirbt Mayrs Frau Lucrezia. Mayr folgt ihr zwanzig Monate später, im Dezember 1845. Beim feierlichen Begräbnis in S. Maria Maggiore werden ein Miserere und sein großes Requiem aufgeführt. Giuseppe Verdi ist zugegen. Zu seinen Ehren wird in S. Maria Maggiore ein Grabmal errichtet. Seine Asche wird aber erst 1875, zur gleichen Zeit wie die von Gaetano Donizetti, in die Basilika überführt.

Lange bevor sich Mayr 1802 in Bergamo niederließ, hatte er in Venedig sein Talent als Verfasser von erfolgreichen Oratorien und Opern reichlich bewiesen und er war auch ein gefragter Musiklehrer bei den adligen Familien der Lagunenstadt geworden.

Aber es war Bergamo die Stadt, in der sich die didaktische Begabung des Komponisten aus Mendorf (Bayern) völlig entfalten konnte.

Die Herrscher der „Repubblica Cisalpina“ hatten 1800 nach dem revolutionären Motto „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit „ die Notwendigkeit betont, der ganzen Bevölkerung - insbesondere den ärmeren Volkschichten - eine Grundausbildung zu vermitteln.

So war es kein Zufall, dass die erste „große Leistung“ des Musikers in Bergamo im April 1806 die Eröffnung des ersten erfolgreichen Musikkonservatoriums im damaligen Königreich Italien war, das „Lezioni Caritatevoli di Musica“ genannt wurde. Der karitative Zweck der neuen Musikschule war, sozial benachteiligten Jungen eine Ausbildung und dadurch eine weniger unsichere Zukunft zu gewährleisten.

Gleichzeitig wurde auch der dringende Bedarf an Knabenstimmen für die Kapelle von Santa Maria Maggiore gedeckt. Noch dazu wurden die Schüler dank der hervorragenden Ausbildung zu abgerundeten professionellen Musikern. Der junge Gaetano Donizetti war einer unter den zwölf ersten Schülern von Mayr.

Mayr hat keine systematische Beschreibung seiner Methodologie hinterlassen, aber wir besitzen eine große Sammlung von Manuskripten, in die der Musiker Aufzeichnungen über seine Unterrichtsmethoden notiert, aufgeschrieben oder von anderen Sprachen übersetzt hat. Beim Lesen solcher Papiere erkennt man leicht, daß Mayr, der zunächst von einem rein technischen oder theoretischen Aspekt ausging, gleich darauf seine Schüler auf Ausdruck und Kommunikation, auf „gusto“ und auf eine Art „Kantsche Kohärenz“ hinwies. Eine Methode, die die Didaktik des 19. Jahrhunderts nachhaltig beeinflussen sollte.  

Wir dürfen auch die vielen Musikübungen nicht außer Acht lassen, die von Mayr stammen: Präludien, Sonatinen, kleine Stücke für Stimme, die der Maestro zusammen mit seinen Schülern zu schreiben pflegte, was an den verschiedenen Handschriften auf demselben Blatt zu erkennen ist.  

Der Komponist und Musiklehrer Mayr muß auch als einflußreicher   Forscher, Musikhistoriker, Förderer von kulturellen Institutionen und als Bezugsperson im öffentlichen Leben der Stadt erwähnt werden. Gleich nach seinem Dienstantritt in der Kapelle von Santa Maria Maggiore fühlt sich Mayr in die reiche, jahrhundertealte musikalische Tradition der Basilika integriert.Organisatorisch modernisiert er deren Stil und Repertoire, gleichzeitig erforscht er die Geschichte der Kapelle, indem er Musikdokumente in den Archiven studiert.

Er entdeckt alte Musiker von Bedeutung wieder, unter ihnen den großen Theoretiker und Komponisten Franchino Gaffurio, der in den achtziger Jahren des fünfzehnten Jahrhunderts Kapellmeister gewesen war. Die Geschichte der Kapelle regt ihn an, sich mit Musikern oder mit deren Familien aus Bergamo zu beschäftigen, mit Gasparo de Albertis, Giovanni Cavaccio, Pietro Antonio Locatelli oder mit der Orgelbauerfamilie Serassi.

Herausragende politische, religiöse, soziale Feierlichkeiten in der Stadt gestaltet er durch seine Kompositionen entscheidend mit. Denken wir an die Kantate zum Besuch von Kaiser Franz I. von Österreich (1816 ) oder an die zum Einzug des Bischofs Gritti-Morlacchi in dessen Heimat Alzano bei Bergamo. Weitere Kantaten gelten dem städtischen Gymnasium oder dem Priesterseminar.

Durch seine Musik und die historischen Studien gibt Mayr Impulse zur Tätigkeit des Ateneo di Scienze, Lettere ed Arti. Von 1823 bis 1826 ist er dessen Präsident und er fördert die Feierlichkeiten zu Ehren des Gelehrten und PhilologenAngelo Mai.

1823 ruft der Komponist die Konzertvereinigung „ Unione Filarmonica“ ins Leben, um dem Publikum Vokal- und Instrumentalmusik von italienischen und ausländischen Meistern näher zu bringen.

Mayr ist in Kontakt mit Kollegen und Musikern aus ganz Europa, er bezieht die wichtigsten Fachzeitschriften seiner Zeit, um ständig auf dem Laufenden zu sein. Ein einleuchtender Beweis seiner Weitsicht ist das „Almanacco per il 1826 ", ein dickes, eigenhändiges Manuskript, das eine wahre Fundgrube von Aufzeichnungen über Geschichte und Gegenwart der Musikwelt ist.  

Anders als die meisten italienischen Opernkomponisten, die „Zuflucht in der Kirche suchten „ wenn sich die Theatertore vor ihnen schlossen, wendet sich Mayr der Sakralmusik zu, da er noch auf der Höhe seines Opernschaffens ist. Er tritt also keine „ Pensionierung „ an. Mit der Kirchenmusik war Mayr übrigens schon als Kind im Vaterhaus, als Sängerknabe im von Jesuiten geleiteten Gymnasium in Ingolstadt und später als Organist bei den Augustinern und an der Basilika derselben Stadt vertraut gewesen, und auch in den folgenden Jahren gab er diese Gattung nie ganz auf.

Zwischen 1791 und 1795 werden einige Oratorien von ihm am „Conservatorio dei Mendicanti „ in Venedig aufgeführt, der Stadt wo er, dank den Empfehlungen des Kanonikers Vincenzo Pesenti, beim berühmten Ferdinando Bertoni, dem damaligen Kapellmeister von San Marco, studiert.

1793 ist das Oratorium “Sisara“ ein großer Erfolg, und es wird 1808 auch in Bergamo an den “Lezioni Caritatevoli “ aufgeführt werden. Aber seine Verpflichtungen als Kapellmeister, Opernkomponist und Leiter der Musikschule halten Mayr fern von der Verfassung von Oratorien.

Erst 1822 komponiert er „Atalia“ für das Theater San Carlo in Neapel, während „ Samuele“ (1821) und „S. Luigi Gonzaga“ in Bergamo gespielt werden.

Seit 1802, als er die Leitung der renommierten Kapelle an der Basilika Santa Maria Maggiore als Nachfolger Carlo Lenzis offiziell übernimmt, bis Ende der zwanziger Jahre , komponiert Mayr einige hundert sakrale Werke.

Zu kirchlichen Anlässen werden Werke für Solo-Stimme, zahlreiche Messen, Vespervertonungen, Musik zur Karwoche (Lamentazioni) wie auch Requiemmusik komponiert.

Mayrs geistliche Musik wurde oft für bedeutende Feierlichkeiten über die Grenzen von Bergamo hinaus gefragt, so die Messen für Novara (1812) und Einsiedeln (1826).

Im Hinblick auf das große professionelle Können, auf die Vielfalt und Fülle von Mayrs Opern besteht kein Zweifel, dass diese die wichtigste musikalische Erscheinung während der kurzen Zeitspanne in der italienischen Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts vor Rossini sind.

Neben kleineren Autoren dominiert Mayrs Musik zwanzig Jahre lang unangefochten auf den Bühnen, und zwar in der Zeit zwischen dem Tod des ruhmreichen Cimarosa und dem Erscheinen des großen Komponisten aus Pesaro.

Die Feldzüge Napoleons in Italien haben eine Welle ideologischer Erneuerungen und aufgeregter Neugierde zur Folge, die Mayrs Eroberung der italienischen Theater begünstigen.

Seine prunkvolle, sich auf klassischen Regeln stützende Feierlichkeit ist etwas Neues in Italien: “Lodoiska „ ( Venedig, 1794 ) oder „L’ amor coniugale „ (Padua, 1805 ) zollen dem französischen Stil ihr Tribut, obwohl Mayr die typischen Formen der italienischen Oper benutzt.

Mayr schreibt ebensoviele komische Opern als Farcen in einem Akt, wie ernste Opern. Neben alten Handlungen in Metastasios Stil wie „ Ifigenia in Tauride „ (Florenz, 1817) und „ Demetrio „ (Turin, 1824) findet man modernere Themen, wie „ Ginevra di Scozia“ (Triest, 1801), „I misteri eleusini“ ( Mailand, 1802), „La rosa bianca e la rosa rossa „ ( Genua, 1805) und die anspruchsvolle „Medea di Corinto“ ( Neapel, 1813), die von vielen als der Höhepunkt in Mayrs Produktion betrachtet wird.

Aber der Weltruf Mayrs als Opernkomponisten kommt seinem finanziellen Wohlstand nicht gleich: er ist nie reich geworden und stirbt als armer Mann, aber er hinterlässt der ganzen Welt den riesigen Schatz seiner Manuskripte und dazu seinen Schüler und „ Sohn“ Donizetti.

Mayr ist ein hervorragender Pädagoge, der seinem Lieblingsschüler eine wertvolle Fachausbildung vermitteln kann und ihn so weit beeinflußt, daß viele tiefgehende Querbeziehungen zwischen den Werken der beiden Komponisten zu finden sind.

Mayr vermag ein Netz aus vielen langjährigen Freunden und Kollegen in Italien und im Ausland zu schaffen, mit denen er dieselbe musikalische Sendung teilt: Päer, Morlacchi, Vaccai, Lichtenthal, Romani, um nur einige zu nennen, dazu den Verleger Giovanni Ricordi. So ist es nicht von ungefähr, dass dieser Mayrs Oper „ Adelasia e Aleramo „ auswählt, als er beschließt, die Klavier-Umsetzung einer Oper zum ersten Mal zu veröffentlichen.  

In Mayrs umfangreicher Produktion - Opern, Oratorien, Kantaten, Kirchenmusik, die alle von seinem Talent zeugen - tritt die Instrumentalmusik nur gelegentlich und vorwiegend für seine Musikschule auf, der er sich mit dem größten Interesse und Einsatz widmet.

Mayr weist in seinen „ Pagine autobiografiche“ nur einmal auf seine Instrumentalmusik auf, die er um 1827 in der dritten Person schrieb.

„Nicht zahlreich sind seine Instrumentalkompositionen, wenn man von einigen, in Venedig und London gedruckten Divertimenti für Cembalo und fünf oder sechs Konzerten und genauso vielen Partiten und Nachtstücken für Blasinstrumente absieht“.

Dieser spärlichen Auflistung können auch verschiedene Sinfonien und Divertissements für Orchester, drei Konzerte für Klavier und Orchester, eine Sinfonia Concertante für drei Violinen und Orchester, „ Variazioni pel giovane Piatti“ für Cello und Orchester hinzugefügt werden.

Mayr erwähnt seine zahlreichen Stücke für nur ein Instrument wie Klavier, Violine, Flöte, Orgel und Harfe, oder für mehrere Instrumente nicht.

Eine Besonderheit: die „ Sinfonia concertata“ für Piccolo, Flöte, Klarinette und Horn „per uso del Sig. Giovanni Sangiovanni“ ist ein ausgesprochenes Unicum in Mayrs Produktion. Sie ist nicht für vier Solisten und Orchester vorgesehen, sondern für nur einen Solisten.

Der begabte Adressat aus Bergamo konnte alle vier Instrumente der Komposition spielen, selbstverständlich nicht alle gleichzeitig. Der erste Satz ist ein „ Allegro vivace“ für Flöte, der zweite ein „ Andantino“ für Klarinette, der dritte ein „ Largo“ für Horn, das sich mit den schon gehörten Instrumenten ablöst. Der letzte Satz (Allegretto) ist eine lustige „ Arlecchinata“, in der das Piccolo beginnt und die anderen Instrumente aufeinander folgen.

Heutzutage können wir die vielseitigen Aspekte von Mayrs komplexer Persönlichkeit leicht studieren und vertiefen, da uns Originalquellen in Hülle und Fülle zur Verfügung stehen.

Die meisten davon werden in Bergamo aufbewahrt, wo der Musiker über 40 Jahre lebte und tätig war. Seine fast alle unveröffentlichten Musikwerke können in der Civica Biblioteca Angelo Mai, in dem Istituto Musicale Donizetti oder im Bestand Mayr der Musikkapelle von S. Maria Maggiore gefunden werden.

In der Biblioteca liegen auch Mayrs Schriften über Musik, seine private Bibliothek und unzählige Briefe, deren Anzahl neulich dank der wertvollen Schenkung der Familie Mandelli an die Fondazione Donizetti beträchtlich gewachsen ist.

Besonders wertvoll sind die Archivdokumente in Einrichtungen undInstitutionen, für die Mayr tätig war: die Opera Pia Misericordia Maggiore, die für die Cappella Musicale und die Musikschule zuständig war, ferner die Unione Filarmonica, der Pio Istituto“ und das Ateneo.

Die Wiederentdeckung Mayrs beginnt um das Jahr 1963, den 200. Jahrestag der Geburt Mayrs, als die konzertante Aufführung der Oper „Medea“ in München stattfindet.

Gleichzeitig veröffentlicht der Gelehrte Arrigo Gazzaniga den ersten Katalog des Bestandes Mayr in der Biblioteca Angelo Mai.

Seither ist es ein „Crescendo„ von Studien, Musikeditionen, Aufführungen, Tagungen, neuen Katalogen, darunter jener 1989 von John Stewart Allitt publizierte Katalog, in dem Mayr-Quellen aus aller Welt Eingang gefunden haben.

Mayrs musikalischer Bestand ist größtenteils in den Nationalen Katalog in digitalisierter Form überführt worden, heute ein Bestandteil des Katalogs „Sistema Bibliotecario Nazionale ( SBN )“online, dem die wichtigsten italienischen Bibliotheken angeschlossen sind.

Viele autographe Partituren des Komponisten sind schon digitalisiert worden und sie sind auf der Seite des Kultusministeriums einzusehen.

Zwischen Mendorf, Ingolstadt und Bergamo besteht eine weit, nützliche Zusammenarbeit in Mayrs Namen. Dazu tragen die  Internationale- Simon- Mayr-Gesellschaft, das Simon-Mayr-Institut, der Freundeskreis der Musik von Johann-Simon-Mayr Altmannstein – Mendorf, die Civica Biblioteca Angelo Mai und die Fondazione Donizetti bei.

 

KURZFORM

1763
Geburt in Mendorf, als Sohn des Lehrers und Organisten Joseph Mayr.
Den ersten Musikunterricht erhielt er vom seinem Vater.

1773
Gymnasialzeit am Jesuitenkolleg in Ingolstadt

1777
Immatrikulation an der Bayerischen Landesuniversität Ingolstadt.
Neben Studium Organistendienste und erste Kompositionen.

1787
Freiherr Thomas von Bassus erkannte das musikalische Talent Simon Mayrs und
holte ihn 1787 als Musiklehrer nach Schloss Sandersdorf. Über den Freiherrn kam
Simon Mayr zu Studienaufenthalten nach Bergamo und Venedig.

1789
Studium beim ersten Kapellmeister der Republik Venedig, Giuseppe Bertoni.

1791
Mayrs erste Opfer „Saffo“wird im Teatro della Fenice in Venedig uraufgeführt.

1791-98
Neun große Opern und 16 Buffo-Opern entstehen.

1796
Heirat mit Angiela Venturali, Tochter eines Venezianer Kauherrn.

1797
Tod seiner Gattin.

1802
Ernennung zum Kapellmeister von Santa Maria Maggiore in Bergamo.

1804
Zweite Heirat mit Lukretia Venturali (jüngere Schwester der ersten Gemahlin).

1805
Mayr gründet eine Musikschule in Bergamo, an der unbemittelte, begabte
junge Menschen ausgebildet werden.

1838
Reise in die Heimat nach Mendorf und zu seinen noch lebenden Schwestern.
Bei Rückreise große Ehrung in München.

1845
Verstorben in Bergamo.

Simon Mayrs Schaffen umfasst über 70 Operwerke, Oratorien und in die Hunderte gehenden Kirchenkompositionen.
Bedeutendste Opern: „I Misteri Eleusini“ (1802), „Medea in Corinto“ (1813), “Fedra” (1821), “Luigi Gonzaga” (1822)

 

 

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